Bleibt alles beim Alten?

Jetzt ist es offiziell: Die Grünen schließen ein Bündnis mit der CDU, wie der Kölner Stadt-Anzeiger vom 14.11.2020 meldete. Schwarz-grün also wird die Stadt Rösrath, die Rösrather Politik und damit unsere Zukunft die nächsten Jahre gestalten.
Die Rösrather Bürgerinnen und Bürger haben bei der Kommunalwahl am 13.09.2020 der bisherigen Politik in Rösrath eine deutliche Absage erteilt. Es gab starke Verschiebungen, die Grünen haben deutliche Zugewinne erzielt und die neue Wählervereinigung ForsPark ist mit ihrem Programm sofort auf Platz 4 der zur Wahl stehenden Parteien und Wählergruppen gekommen.
Man darf bei der Analyse solcher Ergebnisse natürlich den Spielraum des eigenen Interpretationsgeschicks nutzen, um das Ergebnis für sich bestmöglich auszulegen. Bei aller Kreativität kann aber objektiv festgehalten werden, dass das Gesamtergebnis, den Kandidatenwechsel im Bürgermeisteramt mit einbezogen, wohl kaum eine außerordentliche Bestätigung der bisherigen Politik in Rösrath sein kann.
Hinterzimmer-Politik und der Anschein der Kumpanei von Politik und einzelnen Interessengruppen, die vordergründig nicht das Wohl der gesamten Stadt als zentrales Anliegen haben, sind vielen Rösratherinnen und Rösrathern schon länger ein Dorn im Auge.
Das liegt unter anderem daran, dass die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger wenig bis gar nicht in Entscheidungsprozesse der Politik mit einbezogen wurden. Im Gegenteil, der „inkompetente“ Bürger, der bei dem ein oder anderen städtischen Vorhaben sachlich argumentativ mitreden wollte, wurde insbesondere von Vertretern der CDU stets als äußerst lästig empfunden und entsprechend abserviert.
Dass die neue Wählervereinigung ForsPark, ein Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern aus der Mitte der Rösrather Gesellschaft, aus dem Stand heraus viertstärkste Kraft in Rösrath geworden ist, spricht daher Bände.
Die Grünen jedenfalls, ebenso mit einem herausragenden Ergebnis und viel Vertrauensvorschuss beschenkt, gehen nun eine Kooperation mit ebendieser CDU ein. Offensichtlich, davon muss man ausgehen, mit dem Segen der frischgewählten grünen Bürgermeisterin Bondina Schulze. Man darf gespannt sein, welche Strategie dahintersteht.
Ein „weiter so“ wäre dabei definitiv ein Schlag ins Gesicht vieler der hier lebenden Menschen, die Hoffnung haben, dass zukünftig in der Politik Entscheidungen mit Bedacht abgewogen werden und sachlich nachvollziehbar sind.
Gerade der Bebauungsplan „Heidchenwiese“ ist weiterhin nicht sachlich darstellbar, geschweige denn nachvollziehbar.
Das ungezügelte Wachstum unserer Stadt macht vielen Menschen große Sorge. Derzeit werden immer noch 56 Hektar pro Tag an Fläche für Siedlung und Verkehr in Deutschland verbraucht. Die Bundesregierung hatte einmal mit der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie das 30-Hektar-Ziel ausgerufen. Man dürfte meinen, dass insbesondere die Grünen einem solchen Ziel etwas abgewinnen können.
In Rösrath können die Grünen jetzt zeigen, wie ehrlich sie es meinen. Und ob sie den Vertrauensvorschuss ihrer Wählerinnen und Wähler verdient haben. Denn der ForsPark ist nicht irgendeine Naturfläche, an deren Bebauung sich ein paar Anrainer stören würden. Die Bebauung des ForsParks ist städtebaulich nicht gerechtfertigt!
Es geht darum, dass Wachstum kein Naturgesetzt ist.
Es geht also um Wachstum mit Augenmaß und Verstand.
Es geht um die frühzeitige Betrachtung und Berücksichtigung negativer Folgen von Entscheidungen.
Und es geht um Mut, falsche Entscheidungen zu korrigieren oder zurückzunehmen.
Schwarz-grün in Rösrath ist die neue Realität. Man wird schon sehr bald sehen können, ob die Grünen Politik für die hier lebenden Menschen machen werden oder mit der CDU weiter gegen sie. Nun ja, warten wir noch ein wenig. Und hoffen.
Der Abwägungs- und Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 124 „Heidchenwiese“ ist für den Winter 2020 vorgesehen.